Haus, Zweiter Stock

Wenn Sie den Flur betreten und die Treppe hinaufsteigen, werden Sie bemerken, dass das Treppengeländer gekürzt und ausgebessert wurde. Dies geschah im Jahr 1949, als die Sanitär- und Heizungsanlage installiert und der Treppenabsatz errichtet wurde. Große Besucher müssen sich ducken, um nicht mit dem Kopf gegen den Vorsprung zu stoßen, der entstand, als das Badezimmer im zweiten Stock eingebaut wurde. Ursprünglich war das Badezimmer mit einer Badewanne ausgestattet worden, aber weil Lee in ihren späteren Jahren an Arthritis litt und mit der Badewanne nicht mehr zurechtkam, ließ sie in den 1970er Jahren eine Dusche installieren. Das antike Standwaschbecken ist einer ihrer Funde aus Manhattan – es heißt, es sei bei der Renovierung eines Mehrfamilienhauses in ihrer Nachbarschaft weggeworfen worden. 

Nach Jacksons Tod verbrachte Lee die Winter in der Stadt, wo sie sich schließlich in einer Wohnung in der East 79th Street niederließ. Aber sie verbrachte weiterhin ihre Sommer hier und schuf viele ihrer wichtigsten Gemälde und Collagen in der zum Atelier umfunktionierten Scheune.

In der oberen Etage sind in der Diele, im Hauptschlafzimmer und Atelier die Böden genau wie im Scheunenatelier mit bemalten Spielbrettern aus Masonit-Holzfaserplatten belegt. Wie Sie sehen, ergeben diese Spielbretter eine attraktive und funktionale Bodenoberfläche. Ebenfalls hier ausgestellt sind Drucke und Fotografien aus der Museumssammlung.

Das Gästeschlafzimmer im vorderen Teil des Hauses ist noch eingerichtet wie in den 1970er Jahren, als Lee hier allein lebte. Die beiden identischen Betten aus Messing waren ursprünglich das ihre und das von Jackson. Weil sie sehr unterschiedliche Tagesrhythmen pflegten, so Lee, schliefen sie in Einzelbetten. Er war Langschläfer und sie mochte es nicht, ihn morgens zu stören. Nachdem er verstorben war, zog sie die Einzelbetten in das Gästezimmer um und kaufte für sich selbst ein Doppelbett.

Das sonnige Hauptschlafzimmer ist heute weitestgehend noch so, wie Lee es verlassen hat. Es enthält neben ihrem Doppelbett, das die von ihr und Jackson benutzten Einzelbetten ersetzte, eine auf Glasregalen unter den Südfenstern ausgestellte Muschelsammlung sowie zahlreiche persönliche Gegenstände, darunter ein Eichenregal, in dem muschelbedeckte Souvenirs neben weiteren Objekten ihrer Sammlung lagern. Aus dem 19. Jahrhundert stammen auch der imposante, auf Rädern stehende Drehspiegel und der aufwendig aus Naturmaterialien geflochtene Schaukelstuhl. Neben dem Spiegel befindet sich ein Kleid, das eigens für Lee angefertigt wurde, um es bei einem Empfang im Museum of Modern Art zu tragen, als dieses im Jahr 1967 eine große Pollock-Retrospektive zeigte.

Das Profilporträt von Lee wurde 1932 von Igor Pantuhoff gemalt, mit dem sie in den 1930er Jahren zusammenlebte. Sie lernten sich an der National Academy of Design kennen und führten fortan eine neun Jahre andauernde Beziehung. Lees Familie und Freunde dachten sogar, sie seien verheiratet. Pantuhoff, ein attraktiver weißrussischer Emigrant, wurde bald zum professionellen Porträtmaler. Er unterstrich Lees exotische Eigenschaften und brachte die Farbe ihres schönen rostroten Haares auf die Leinwand. Eine Nachbildung dieses Gemäldes, jedoch mit den Gesichtszügen der Schauspielerin Marcia Gay Harden versehen, ist in Lees Atelier im Film „Pollock“ zu sehen.

Der kleinste der drei Räume auf dieser Etage ist das ursprüngliche Atelier, das zuerst im Winter und Frühjahr 1945-1946 von Jackson und dann von Lee genutzt wurde, die hier etwa zehn Jahre lang arbeitete. Häufig wird angemerkt, wie klein der Raum sei, aber das konstant von Norden einfallende Licht macht ihn ideal zum Malen. Durch das hintere Fenster blickt man auf den Accabonac Creek. Die ersten Gemälde, die Jackson hier gemalt hat, werden deswegen als „Accabonac-Creek-Serie“ bezeichnet. Es handelt sich dabei nicht um konkrete Bilder des Baches; vielmehr vermitteln die Gemälde ein Gefühl der Offenheit und des Lichts, das in den in der Stadt entstandenen Gemälden nicht zu finden war. 

Laut Lee war es in diesem Raum, dass Jackson zum ersten Mal eine Leinwand auf den Boden aufbrachte. Die Gemälde, die Jackson in diesem Atelier gemalt hat – seine beiden Serien „Accabonac Creek“ und „Sounds in the Grass“ – verwenden konventionelle Techniken, aber sie sind wegweisend für den späteren Durchbruch, der mit seinem Umzug in das Scheunenatelier Ende 1946 erfolgen würde.

Eine Fotoaufnahme von Hans Namuth aus dem Jahr 1950 zeigt, wie der Raum zu der Zeit aussah, als Lee hier malte. Der Raum konnte zu dieser Zeit zwar beheizt werden, aber er wirkte irgendwie unfertig – eine Klemmleuchte steckt in einem Loch in der Gipswand. Das unvollendete Werk auf der Staffelei ist eines ihrer sogenannten Personage-Bilder, die größtenteils später überarbeitet wurden. Viele ihrer früheren "Little Image"-Gemälde entstanden auch hier in diesem Raum, ebenso wie die atemberaubenden Collagen von 1953 bis 1955, die einen wichtigen Wendepunkt in ihrer Entwicklung markierten.

Nach Jacksons Tod verlagerte Lee ihre Arbeit ins Scheunenatelier und baute diesen Bereich zu einem Gästezimmer und Büro um. Er enthält noch immer ihre Einrichtungsgegenstände, darunter einen Schreibtisch aus hellem Holz und dazu passende Regale mit Jalousietüren sowie eine bemalte viktorianische Schubladenkommode. Außerdem sind hier ausgewählte Drucke aus der Sammlung des Museums zu sehen, darunter Stiche und Kaltnadelradierungen aus Jacksons Serie von 1944 bis 1945, die im Atelier 17, der experimentellen Druckwerkstatt Stanley William Hayters in Manhattan, entstanden. Auch ein Poster von Lees Gemälde "Blue and Black" von 1953, das in diesem Raum entstand, findet sich hier.

Wir hoffen, dass Ihnen die Audioführung durch das Pollock-Krasner-Haus und -Studienzentrum gefallen hat. Sie können sich gerne so lange Sie möchten auf dem Grundstück umsehen oder die Ausstellung unten besichtigen. Neben der Bewahrung und Interpretation des Hauses und des Ateliers der beiden Künstler bietet das Museum auch ein Programm mit Vorträgen, Schul- und Gruppenangebote, sowie besondere Veranstaltungen, die sich auf die Geschichte der amerikanischen Kunst des 20. Jahrhunderts und die Entwicklung der weltberühmten Künstlergemeinschaft im Osten Long Islands konzentrieren. Auf Anfrage erhalten Sie gerne einen Zeitplan dieser Aktivitäten. Oder Sie besuchen einfach unsere Website unter pkhouse.org.

Diese Audioführung wurde von Ovid mit Unterstützung der Research Foundation der Stony Brook University produziert.