Die Scheune Als Atelier

Während wir zur Scheune hinübergehen, nehmen Sie sich bitte einen Moment Zeit, um sich der Bedeutung der natürlichen Umgebung bewusst zu werden, die beide Künstler inspirierte. Keiner malte buchstäblich die Landschaft, aber beide spielten in ihrer abstrakten Bildsprache auf Wasser, Pflanzen, den Mond oder die Jahreszeiten an.

Wenn Sie den Vorraum der Scheune durch das hohe weiße Tor betreten, sehen Sie Körbe mit Schaumstoffpantoffeln in mehreren Größen. Bevor Sie in den Hauptbereich des Ateliers gehen, müssen Sie Ihre Schuhe aus- und die Pantoffeln anziehen, um den lackierten Boden des Ateliers zu schützen. Bitte suchen Sie sich ein Paar aus, von dem Sie meinen, es könnte passen, gehen Sie damit zu einer der Bänke, setzen Sie sich und ziehen Sie Ihre Schuhe aus. Ziehen Sie die Pantoffeln nicht über Ihre Schuhe und gehen Sie auch nicht barfuß oder auf Strümpfen in das Atelier. Wenn Sie die Pantoffeln nicht benutzen möchten, können Sie von den Stufen aus in das Atelier schauen, achten Sie aber darauf, dass Sie den anderen Besuchern nicht im Weg stehen.

Kleine Kinder sollten getragen oder fest an der Hand gehalten werden. Essen und Trinken muss im Vorraum gelassen werden. Der Wärter passt gerne auf Ihren Rucksack oder andere sperrige Gegenstände auf. Gehwägen, Kinderwägen und Rollstühle sind im Atelier nicht erlaubt. Für diejenigen, die es nicht betreten können oder wollen, gibt es auf Anfrage eine Videoführung im Haus, das vom Behindertenparkplatz aus über eine Rampe zugänglich ist, die Sie auf die Veranda führt.

Im Vorraum wurden in den Holzregalen die fertigen Gemälde und Malutensilien aufbewahrt. Jetzt sind hier keine Gemälde mehr, aber in den Regalen und auf der Theke sehen Sie pulverförmige Pigmente in Gläsern, Tuben mit Farbe, Bürsten und Werkzeuge, die den beiden Künstlern gehörten. Lee verwendete etwas davon für Mosaiktische, die sie 1947 und 1948 schuf, und zwei Jahre später fügte Jackson einem Gemälde auf einer Glasplatte eine Schnur, Kieselsteine, ein Drahtgeflecht und andere Gegenstände hinzu.

JACKSON POLLOCKS STIMME: 

Bei diesem Stück habe ich farbige Glasscheiben, eine Putzlatte, Strandsteine und anderen Krimskrams verwendet. Die Möglichkeiten, was man mit Glas machen kann, scheinen mir endlos zu sein. Für mich ist es ein Medium, das eine sehr starke Verbindung zur modernen Malerei hat.

Ja, der Schädel auf der Theke ist echt. Er war eine Requisite aus Jacksons Zeichenklasse an der Art Students League und er nahm ihn mit, als er die Schule verließ. Rechts neben der Tür befinden sich mehrere ungeöffnete Dosen der flüssigen Hausfarbe, die Jackson für seine gegossenen Gemälde verwendete. Er hat auch andere Materialien verwendet, aber diese Art fließender Farbe ermöglichte ihm, die Effekte zu erzielen, die er haben wollte – und das hat ihn berühmt gemacht.

Auf der anderen Seite des Raums sehen Sie Lees mit Farbe besprenkelte Stiefel auf einem Hocker neben dem Wagen, der ihre Farben und Pinsel enthält. In der Nähe befindet sich ein Rollwagen, den Jackson aus einem alten Stück Sperrholz gemacht hat, sowie sein Arbeitstisch voller Farbspritzer und ein Zeitungsausschnitt vom 27. Juni 1945. Das war kurz bevor sie hierhergezogen sind, er hat wohl einige seiner Werkzeuge in das Papier eingewickelt, als er sie aus der Stadt herbrachte.

An der Wand ist eine Masonitplatte, die wie ein Baseballfeld bedruckt ist. In einem Künstleratelier mag das seltsam erscheinen, aber es hilft, zu erklären, warum Jacksons Malerboden so gut erhalten ist. Das 1948 von der Raff Company hergestellte Autograf-Baseballspiel wurde tatsächlich von Sandy, einem Bruder Jacksons, gedruckt, der ein Siebdruckunternehmen leitete. Nach erledigter Arbeit waren noch viele Platten übrig und Sandy hat sie Jackson zum Bemalen gegeben. Die raue Seite hat eine leinwandartige Struktur und in den 1950er Jahren malte er eine ganze Reihe von Gemälden auf den übriggebliebenen Platten. 

Aber er hatte so viele davon, dass er den Boden damit deckte, als er 1953 beschloss, das Atelier zu renovieren. Ein paar unbemalte sehen Sie unter den Lagerregalen. Im eigentlichen Atelier wurden sie über die Dielen gelegt und weiß gestrichen. Die zugigen Scheunenwände wurden isoliert und mit ebenfalls weiß gestrichenen Wandbauplatten versehen. Damals wurden die Leuchtstofflampen installiert, damit Jackson nachts arbeiten konnte, wenn er wollte. Geheizt wurde nun mit einem Kerosinofen, so dass er hier draußen auch bei kaltem Wetter arbeiten konnte. Lee ließ den Ofen später entfernen.

Zu dieser Zeit verkauften sich Jacksons Gemälde gut und er hatte genug Geld, um sich diese Verbesserungen leisten zu können. Aber nachdem er zwei Jahre keinen Tropfen angerührt hatte, hatte er auch wieder mit dem Trinken angefangen. Während er trocken war, von 1948 bis 1950, stieg seine Kreativität enorm und er schuf einige seiner schönsten Gemälde mit flüssigen Farben, die er auf Leinwände auf dem Atelierboden goss, schleuderte, sprühte und spritzte. 

Anders als im Film „Pollock“ von Ed Harris zu sehen, entdeckte Jackson die Gießtechnik nicht 1947 in diesem Atelier. Er hat sie schon seit 1936 verwendet, als er an einem experimentellen Workshop in New York teilnahm, den der mexikanische Wandmaler David Alfaro Siqueiros leitete. Die Teilnehmer verwendeten Flüssiglacke und Spritzpistolen, die im Kontext der Schönen Künste unorthodox waren. Siqueiros ermutigte sie dazu, neue Materialien und Techniken auszuprobieren, spontan zu sein, alles zu tun, was ihnen die gewünschten Ergebnisse brachte.

Was Jackson wollte, war Bilder zu malen, in denen seine Gefühle zum Ausdruck kamen. Er beschrieb seine Arbeit als „sichtbar gemachte Energie und Bewegung“ und als „im Raum festgehaltene Erinnerungen“. Er malte direkt, ohne vorherige Skizzen. Als ein Interviewer ihn fragte, warum er so arbeitete, sagte er:

JACKSON POLLOCKS STIMME: 

Nun, die Methode, sie scheint mir ganz natürlich aus einem Bedürfnis zu erwachsen; und aus einer Notwendigkeit heraus hat der Künstler neue Möglichkeiten des Ausdrucks seiner Umwelt gefunden. Ich finde dabei zufällig Mittel, die sich von den üblichen Techniken des Malens unterscheiden, was auf den ersten Blick ein bisschen komisch erscheint, aber ich denke nicht, dass es etwas ganz anderes ist. Ich male auf dem Boden, was nicht ungewöhnlich ist. Das hat man auch im Orient getan.

Seine Bewegungen machten oft an den Rändern der Leinwand nicht halt und führten auf den Boden daneben, wo sie Spuren der fruchtbarsten und bedeutsamsten Jahre seiner kurzen Karriere hinterließen. Leider konnte er dieses Maß an Energie und Ideenreichtum nicht aufrechterhalten, noch konnte er den Kampf mit dem Alkohol gewinnen. Mit zunehmendem Alkoholkonsum malte er immer weniger, bis er 1955 ganz damit aufhörte. Ein Jahr darauf starb er im Alter von 44 Jahren unter Alkoholeinfluss bei einem Autounfall.

An den Wänden des Ateliers sehen Sie eine Ausstellung von Fotografien und Texttafeln, die Jacksons Karriere skizzieren. Ein Kasten unter dem Nordfenster enthält geöffnete Farbdosen und Utensilien, die nach seinem Tod hierblieben. Die Farbstriche an der Wand stammen aus Lees Zeit hier. Sie arbeitete ab 1957 hier, als sie ihr Atelier vom Nordschlafzimmer im Haus verlagerte, bis 1982, als sie Morning Glory fertigstellte, das letzte Gemälde, das sie an diesem Ort schuf. Auch ihre Karriere wird in der Ausstellung thematisiert. Sie arbeitete wie Jackson spontan, ohne vorherige Planung.

LEE KRASNERS STIMME:

Gerne fange ich mit einigen Pinselstrichen über die ganze Leinwand an. Und dann drängt sich mir ziemlich schnell ein Bild auf, von dem ich ausgehe und sehe, wohin es mich führt.